Die Nacht erreicht zum ersten Mal tropische Temperaturen. Ich erwache um 6 Uhr. Schweissgebadet. Dafür morgens eine angenehme Überraschung. In WC und Duschen wurde zwar schon lange nichts mehr investiert. Aber sie werden sauber gehalten und sind in gutem Zustand. Und für die teure Miete kriegst du wenigstens so viel heisses Wasser, wie du willst (man merkt schon, ich dusche gerne lange und heiss).
Beim Frühstückstee plane ich meinen heutigen Ausritt nach Graz. Schliesslich gibt es ja Google Maps. Am Anfang ist der Weg kompliziert. Man startet in die falsche Richtung, weil man um den Flughafen herum fahren muss (Von dem man übrigens praktisch nichts spürt. Corona sei Dank). Danach muss man mehrere Hauptstrassen überqueren, bis man glücklich an der Mur anlangt. Von hier aus folgt man einfach noch dem Mur-Radweg. Eine wirklich schöne Strecke. Dieser Teil. Graz kündigt sich mit der alten Seifenfabrik und dem epischen Motto "Hoch lebe der Unfug!" an. Bis in die Stadtmitte läppern sich insgesamt gute 20km oder eben fast eine Stunde zusammen. Maps hat mich zudem informiert, dass ich - wenn ich am Mur-Ufer bleibe - an der künstlichen Mur-Insel vorbei komme und im Zentrum direkt zum Kunsthaus gelange. So mache ich's denn auch. Auf der Erzherzog Johann Brücke vor dem Kunsthaus habe ich zudem einen guten Blick auf Schlosshügel und Uhrturm (Wahrzeichen von Graz).
Der "Friendly Alien" (freundliche Ausserirdische) - umgangssprachlich wird das Kunsthaus wegen seiner Form manchmal auch einfach UFO genannt - lädt grundsätzlich ein, sich mit internationaler zeitgenössischer Kunst auseinanderzusetzen. Aktuell mit 3 Ausstellungen. "Wo Kunst geschehen kann" - ein Rückblick auf die Gründerjahre der CalArts (Das California Institute of the Arts versuchte, Strömungen der Konzeptkunst, des Feminismus sowie radikaler pädagogischer Schulkonzepte zu verbinden). "Primal Energies" - ein öffentliches Klangprojekt von Bill Fontana mit dem Thema "Wie klingt (natürliche vereint mit künstlicher) Energie?". "Katzenbaum" - verschiedene Künstler nehmen über dieses Symbol das äusserst aktuelle Thema "Social Distancing" und dessen Folgen auf die Kunst auf.
Für mein Fahrrad finde ich während der Zeit des Ausstellungsbesuchs ein perfektes Plätzchen. Eine Nische seitlich des "Ausserirdischen". Mit Geländer, wo ich das Rad anketten kann. Irgendeinem "Spassvogel" passt das wohl nicht. Vielleicht ist er auch nur neidisch, dass er selber nicht auf die Idee kam. Auf der abgewandten Seite pflastert er mein Rad mit Hundekot. So, dass ich mich beim Aufsteigen bekleckern würde. Oben garniert er das Häufchen schön mit einem aufgepappten Blümelein. Ich muss sagen, er hat sich viel Mühe gegeben und sich offensichtlich auch nicht gescheut, die Hände schmutzig zu machen. Nur so viel zum hiesigen "Unfug". Mir ergeht es in der Folge besser. Mein Adlerauge erspäht das unwillkommene Geschenk. 2 Papiertaschentücher aus der Hosentasche wischen das Gröbste und dann das Gröbere weg. Ab in den daneben stehenden Abfalleimer und die Causa ist erledigt (zuhause folgt nur noch ein Fine-Polish mit Putzmittel und Wasser).
Ich cruise noch ein wenig durch die Altstadt. Auf dem Heimweg kehre ich im Austüberl ein, einer urigen Waldschenke. Dann muss ich mich plötzlich beeilen. Der Himmel kündigt Unheil an. Es reicht gerade so, anzukommen und im Wohnwagen alles zu verstauen. Dann ist Zeus mit seinem Donnerkeil an der Reihe. Gut so. Denn der Regen kühlt auf eine vernünftige Temperatur ab. Was aber immer noch 24 Grad bedeutet.