05 Mar
05Mar

Die Geschichte dieser Reise beginnt im Oktober 2019. An der Camping-Messe in Bern. Mein Freund Röbi hat gerade die wiederkehrende Technische Prüfung seines selbstgebauten Wohnmobils hinter sich. Und will sich informieren, wie es bei ihm weitergehen soll, wenn mal sein Eigenbau von der Motorfahrzeug-Kontrolle nicht mehr abgenommen wird. Er tendiert zu einem kleinen Wohnwagen mit einem alltagstauglichen Zugfahrzeug. Man muss wissen: aktuell hat Röbi nebst dem WoMo kein Auto. Ich möchte mich lieber über Neuigkeiten bei den Wohnmobilen erkunden. Hatte ich doch schon mal 5 Jahre lang eines und habe damit ganz Europa abgeklappert. Abwechselnd schauen wir einmal für seine, dann wieder für meine Bedürfnisse. Faszinierend: Je länger es dauert, desto öfter verweilen wir bei kleinen Wohnwagen. Weil diese mehr und mehr auch mich interessieren. Denn ich realisiere, dass ich so ein Teil auch alleine stemmen kann. Während ein Wohnmobil doch ein dickeres Brett wäre und ich vielleicht Mit-Finanzierung bräuchte. Und schliesslich verfüge ich ja an meinem Suzuki über eine Anhänger-Kupplung. Nach diesen Erkenntnissen bin ich nicht mehr aufzuhalten. Der Unternehmergeist läuft in Hochform auf. Schon in der Woche nach der Messe mache ich grobe Reisepläne, kalkuliere Budgets und lasse mir die erste Offerte erstellen. 14 Tage danach unterschreibe ich den Kaufvertrag für einen neuen Wohnanhänger. Wenn auch nicht für das Modell, das mir zu Beginn am sinnigsten erschien (dessen Preis sich aber durch die an der Messe "vergessenen" MwSt sowie Überführungs- und Ablieferungs-Pauschalen in die Höhe schraubt). Sondern für das Konkurrenz-Modell, dessen nur noch leicht höherer Preis sich jetzt aufgrund quantitativ und qualitativ deutlich besserer Leistung mehr als rechtfertigt. Allerdings: mein Budget wird strapaziert.

Und schon tauchen weitere Widerstände auf. Meine idealen Vorstellungen sind einfach nicht zu realisieren. Private Briefkasten-Adressen kann man in der Schweiz nicht offizialisieren. Für die Anmeldung an einem Wohnort wollen die Gemeinden heute einen Mietvertrag mit klar umrissenem Mietobjekt. Und ohne anerkannte Wohnadresse gibt es weder Auto-Kennzeichen noch Versicherungen, Krankenkasse, Telefon, Kreditkarte usw.. Alles Dinge, die ich brauche. OK, eine etwas günstigere Wohnung wäre noch zu finden - aber: rechne ich die Kosten für Endreinigung, Umzug, Mietdepot, Einlagern von Möbeln auf, bleibt nichts über. Also kein Umzug! Das macht zwar vieles einfacher - aber nicht gerade sparsamer.

Die Grundlagen sind damit gelegt, jetzt folgen die Details. Der Wohnwagen wird Mitte bis Ende April ausgeliefert. Und will dann ausgerüstet sein. Schliesslich verfügt er wie eine Wohnung über Wohnzimmer (Sitzecke), Schlafzimmer (Doppelbett plus Gästebett), Küche, Bad (Dusche/WC) und Gartensitzplatz (Vorzelt). Wenn auch nur im Kleinformat. Zudem will ich unbedingt mein E-Bike mitnehmen. Es braucht also einen Fahrrad-Träger. Und da ich allein unterwegs bin und keine Hilfe beim Rückwärtsfahren habe, muss auch eine Rückfahr-Kamera her. Ansonsten: Was kann ich alles von zuhause mitnehmen? Was muss ich zusätzlich einkaufen? Beide Listen werden immer länger.

Ich will 4-5 Monate unterwegs sein. Dazu müssen auch logistische Probleme gelöst werden. Mein Auto muss noch in den Service und Sommerreifen müssen montiert sein. Für den neuen Wohnwagen will eine Vollkasko abgeschlossen, die Mobiliarversicherung muss aufgesplittet, sonstige Versicherungen (Auto, Reise) sollen überprüft werden. Zudem will ich die Zeitung und diverse Mitgliedschaften künden. Arzttermine müssen vereinbart, Rezepte und Medikamente besorgt, Papiere wie Pass, ID oder Kreditkarte noch gültig, die Steuererklärung ausgefüllt und eingesandt, die Banksachen geregelt, die Post umgeleitet sein. Um mein Budget wieder etwas aufzubessern, könnte ich an den Verkauf einzelner Wertgegenstände denken: mein Saxophon, einzelne Bilder aus meiner Sammlung (sinnigerweise von der Wiener Schule des Phantastischen Realismus), kleine Antquitäten (Wie z.B. die von Schierholz'sche Fussschale "Rokoko-Pärchen im Rosenhag" von 1874? Geerbt von meiner Grosstante. Mit Ursprung im Stammsitz der Ypsilantis.), Medizinalgeräte, die noch von meiner Praxis übrig sind. Mittels ebay, Kleinanzeigen, Flohmarkt. Dann muss ich mich unbedingt noch mit meinem Vermieter absprechen: Vorgehen bei unvorhergesehenen Ereignissen, entsprechende Adressliste, Kopien meiner Ausweise, gültige Patientenverfügung und Testament. Um mit meinen Freunden in Kontakt zu bleiben, will ich einen Blog einrichten. Dafür sollte ich die ersten 2-3 Artikel schreiben und meine Computer sowie Fotoapparat mit Zubehör auf Vordermann bringen. Und ja nicht zu vergessen: die beiden Schlösser in Brünn, die ich besuchen will, sind heute in Staatsbesitz und öffentlich zugänglich - aber Schloss Rappoltenkirchen - ebenfalls Ziel von mir - gehört einem Privatmann. Also muss der für eine Besichtigung angefragt werden. Und in nicht mal ganz 3 Monaten will ich los.

Tief durchatmen... Ich muss mich sputen!    

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