Salzburg ist auf Salz gebaut. Nicht umsonst heisst es so. Und zwar auf Salz aus dem Dürnberg. In Hallein. Der im Besitz der Erzbischöfe von Salzburg war. Der Erlös aus dem Salzabbau brachte ihnen weit mehr Geld ein als die gesamten erhobenen Steuern. So konnten sie reichlich in den Prunk der Stadt investieren. Und Salzabbau war hier schliesslich Tradition. Schon die Kelten begannen um 600 v.Chr., nach dem begehrten Würzmittel zu graben. Deshalb heisst mein heutiges Ziel "Salzwelten". Das Schaubergwerk in Hallein.
Gemäss Navi mit dem Rad eine Strecke von 5/4std. 1std der Salzach nach flussaufwärts bis Hallein. Dann noch 1/4std den Berg hoch bis Dürnberg. Mit einer gemeinen Steigung von fast 350m. Ein gewisser Bammel macht sich breit. Dennoch fahre ich los. Lange geht alles gut. Bis kurz vor Hallein. Da steht ein Schild mitten auf dem Fahrweg: "Gesperrt wegen Forstarbeiten". Glücklicherweise daneben auch ein Forstarbeiter. Den ich frage, wie ich jetzt nach Hallein und zu den Salzwelten kommen soll. Er meint lakonisch "Foarst holt äinfach duerch". Wobei, den Weg zu den Salzwelten kenne er nicht. "So wäit bin i in mein Lemn no net kommn" (der Mann ist sicher 45 und die Strecke keine 5km!). Klar, lasse ich mich nicht 2 mal bitten und pedale los. Ohne Probleme. Denn sie haben mit Arbeiten noch gar nicht begonnen.
Am Stadtrand von Hallein kreuze ich einen jungen Mann mit Kinderwagen. Den ich bitte, mir den besten Weg nach Dürnberg zu erklären. Er meint, ich könne einfach der neuen Autostrasse folgen, aber mit dem Rad wäre vielleicht die Alte Dürnbergerstrasse eine Alternative. Sicher ohne grossen Autoverkehr. Da müsste ich allerdings in die Stadt hineinfahren und mich dort nach dem Einstieg durchfragen. Leuchtet mir ein. Am Marktplatz ist gerade viel los. Ein älterer Künstler sitzt vor seinem Atelier. Auf meine Frage hin schaut er zuerst mich, dann mein Rad an. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich verstanden hat. Oder ob er einfach etwas lang von Kapee ist. "Wo wuist denn hi?" "Dürnberg, Salzwelten." "Mit dei Rad?" "Ja." "Do wirst ober Probleme homn!" Dabei zeigt er mit seiner rechten Hand eindrücklich, wie steil es da bergauf geht. "Nimm besser die neie Strossn!" Er hat mich ohne grosses Gerede überzeugt.
Also das Ganze zurück auf Feld 1 und die neue Strasse nach Dürnberg hoch (die ziemlich genau dort beginnt, wo ich den jungen Mann mit Kinderwagen getroffen habe). Schon bald bin ich äusserst dankbar. Auch diese Strasse geht noch steil genug den Berg hoch. Aber wenigstens in einer mehr oder weniger gleichmässigen Steigung. Bei jedem Radfahrer, der mir entgegen kommt, freue ich mich auf die spätere Abfahrt. Naja, schliesslich muss ich mich bei meiner Plackerei irgendwie motivieren.
Endlich komme ich oben an. Schnell ein Ticket besorgen und etwas trinken. In einer halben Stunde ist bereits Einfahrt. Alle Teilnehmer*innen (auch Kinder) erhalten Überkleider. Vermutlich, dass sie ja kein Salz (das in Form von Sole von den Wänden tropft) mit nach Hause nehmen (hmm!). Sicher, dass sie gegen die Tropfen geschützt sind sowie nicht plötzlich mit durchgewetzten Hosen unten an einer Rutsche stehen. Die Tour dauert insgesamt 1 1/2std und gestaltet sich sehr kurzweilig. Man lernt viel über die Geschichte des hiesigen Bergbaus, seiner Bedeutung für Salzburg, die Entwicklung der Abbautechnik über die Jahrhunderte sowie über allgemeine Probleme im Zusammenhang mit so einem Bergwerk (die Grube hat ja seit rund 2 Jahren neu wieder die Produktion aufgenommen). Abwechslung bieten die Ein- und Ausfahrt mit dem Grubenzug und die Rutschen. Grosser Spass, nicht nur für die Kinder!
Einziger Wermuts-Tropfen: die ganze Chose ist alles andere als Corona-konform. Die Truppe von ca. 30 Leuten kommt sich über die ganze Zeit viel zu nahe. Schon auf dem Grubenzug. Wo man dicht auf dicht gepackt wird. Weiss nicht, ob da das permanente Maskentragen wirklich hilft? Wenigstens ist man immer an frischer Luft. Das ausgetüftelte Belüftungssystem funktioniert nämlich einwandfrei. We shall see. And hopefully overcome.
Nach dem Vergnügen kommt das grosse Vergnügen. Ich brettere mit 50 km/h den Berg runter. Und liege wie ein Rennfahrer in die Kurven. Nur gerade Fliegen ist schöner. Übrigens so viel zur Relativitätstheorie: die gleiche Strecke scheint sich bergauf elend weit hinzuziehen, während sie einem bergab viel zu kurz vorkommt! Auf dem Weg zum Campingplatz befindet sich am Ufer der Salzach das Gasthaus Überfuhr (Gab es da vielleicht mal eine Fähre?). Mit einem schattigen Biergarten unter Kastanien. Wie bestellt. Da schnabuliere ich einen Schweizer Wurstsalat mit Bier und zur Nachspeise einen Mohn-Kirschen-Kuchen mit Schlag plus Espresso. Den üblichen Cigarillo erwähne ich nicht noch extra. Mit viel Schwung kurve ich danach Richtung Wohnwagen. Und kaufe unterwegs im SPAR noch Getränke ein. Die Hitze macht Durst.