Mit Regen hat die Reise begonnen. Mit Regen soll sie offensichtlich aufhören. Schon früh ist der Himmel rabenschwarz. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Regen niederprasselt. Immerhin reicht es noch, den Frühstückstee draussen zu geniessen. Dann öffnen sich die Schleusen. Gemäss Wetter-Vorschau soll das bis am späteren Nachmittag so bleiben.
Soll ich nun heute schon heim fahren? Oder doch erst morgen? Es macht mich absolut nicht an, in diesem Wasserguss meinen Wohnwagen "anzugeschirren". Also entscheide ich mich für morgen. Und will heute noch mit Auto statt Rad die MEWO Kunsthalle besuchen. Die sich direkt beim Bahnhof im alten Postgebäude von 1901 befindet. Und wechselnde Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst zeigt. Mit etwas Glück ergibt sich vielleicht die Möglichkeit, sogar noch den alten Friedhof von 1529 zu besichtigen, der nur gerade 200m davon weg liegt.
Die Sterne stehen gut. Das Glück ist mir hold. In der Kunsthalle werden 3 Ausstellungen gezeigt. Eine Performance von Prinz Gholam (Wolfgang Prinz, Deutschland und Michel Gholam, Libanon) zum Thema "Dial F for Father". Mit Bezug auf Shakespeare's Hamlet. Mit Gesten, Illustrationen und Verfilmungen entsteht in ihrem Werk eine vielschichtige Bild- und Tonfolge. Dazu die neuesten Bilder von Cigdem Aky, München. Die unter dem Titel "Ein blauer Himmel" einerseits Farbkontraste, anderseits den Gegensatz von strengen geometrischen Elementen mit dem freien Pinselstrich wirken lässt. Drittens ein KinderKunstLabor mit dem Motto "Lernort Museum". Wo Kinder sowohl mit bestehenden Ausstellungen vertraut gemacht werden als auch selber künstlerisch wirken dürfen. Dabei sind auch wieder beeindruckende Werke entstanden.
Inzwischen hat der Regen aufgehört. Schnell frage ich mich zum Alten Friedhof durch. Der zwar 1932 aufgelöst wurde und seither als Parkanlage dient. Wo aber viele alte Grabstätten mit aufwendigen architektonischen Aufbauten des 17. und 18. Jhdts. stehen gelassen wurden. Heute ein Ort der Erholung und der Kraft. So treffe ich z.B. eine Besucherin an, die versunken auf einer Parkbank sitzt und gut hörbar ein Lied vor sich hin singt. Ich verneige mich und winke ihr zu. Sie lächelt zurück.
Auf dem Rückweg wähle ich den Weg quer durch die Stadt (auf dem Hinweg bin ich drum herum gefahren). Spontan halte ich am Rossmarkt an und setze mich in ein Café. In einer Gemütsruhe verzehre ich einen Thunfischsalat, trinke ein Bier und danach einen Espresso und rauche einen Cigarillo. Ein gelungener Tag. Trotz Regen.
Am Abend bereite ich mich auf die morgige Heimfahrt vor. Und fotografiere noch schnell des Nachbarn Simson S50. Ein Oldtimer Mokick von 1971 aus der ehemaligen DDR.