Ich stehe um halb Sieben auf. Und wie meist bin ich morgens der erste unter der Dusche. So finde ich diese sauber und trocken vor, es herrscht kein Gedränge und mir bleibt viel Zeit, um in aller Gemütsruhe das heisse Wasser zu geniessen. Nachdem ich gestern alles nachgeholt habe, wozu ich vorgestern wegen des Palaverns nicht kam (Putzen, Waschen), ist heute wieder action angesagt.
Mein erster Weg führt mich ins 21er-Haus. Das Museum für zeitgenössische österreichische Kunst im Schweizer Garten. Naja, da hat die Ausbeute allerdings noch einiges an Luft nach oben. Auch wenn der Eintritt nicht als teuer bezeichnet werden kann, fragt man sich doch, ob er sich wirklich gelohnt hat. Wenigstens schmeckt der Einspänner (Mokka mit Schlagobers) in der Bar hervorragend.
Der Fussmarsch von da aus zum St. Marxer Friedhof - dem letzten Biedermeier-Friedhof in Europa - dauert gute 20 Minuten. 1874 wurde er geschlossen und steht heute unter Denkmalschutz. Ich erwarte mir einen Hauch aus der ersten Hälfte des 19. Jhdts.. Im Speziellen interessieren mich die Grabstätten von Mozart und dem Griechischen Freiheitshelden Alexander Ypsilantis. Letzterer lag ursprünglich hier im Griechischen Friedhofsteil, wurde später aber nach Athen in ein Denkmal überführt. Nur eine Erinnerungstafel ist geblieben. Beeindruckt bleibe ich lange vor dem Grab eines jungen Kadetten stehen, der offensichtlich in Erfüllung seiner Dienste schon mit 16 Jahren im Krieg sterben musste. "Es ist vollbracht" steht auf einem Kreuz, womit vermutlich das Leben gemeint ist. In dieser Umgebung und Stimmung erscheint der Tod äusserst friedlich.
Am Abend koche ich Würstel mit Senf und Kren (Meerrettich). Eine Kindheitserinnerung. Denn als Kind und Jugendlicher war ich oft mit meiner Mutter, die in Gallspach zu Dr. Zeileis in Kur ging, in Österreich. Und Würstel hatten die gleiche Bedeutung für dieses Land wie ein Espresso für Italien. Wenn wir mit dem Zug nach Wels fuhren, gab es immer im Kopf-Bahnhof Salzburg einen längeren Aufenthalt. Wo schnell am Bahnsteig Würstel mit Senf und Kren gekauft wurden. Und genau dann - und erst dann - waren wir in Österreich angekommen.