Zweite Hälfte Juli 2012 war ich das letzte Mal hier auf dem Campingplatz in Oggau. Damals mit Röbi und Hedi. Wir suchten diesen Platz aus, weil wir Tickets für die Seebühne in Mörbisch besorgt hatten und etwas in der Nähe brauchten. Schon damals war eine unserer lieben Gewohnheiten, um 11 Uhr morgens in der Südwindschenke einen Kaffee zu trinken und die Zeitungen zu lesen. Diese Tradition führe ich 2020 weiter. Und beobachte dabei Neuankömmlinge bei ihrem Platzbezug. Die Sorglosigkeit vieler Camper erstaunt mich. Da gibt es welche, die bei diesem wechselhaften Wetter (wo alles passieren kann - inkl. heftige Gewitter und Sturm) die Markise voll herausdrehen und einfach die Stützen auf den Boden stellen. Die nicht mal eine Zeltschnur spannen, geschweige denn eine Sturmverspannung montieren. Vermutlich haben sie noch nie miterlebt, was passieren kann, wenn heftiger Wind so eine Markise packt und aufs Dach des Campers - oder Wohnwagens - schleudert. Die Folge können massive Schäden sein.
Vor dem Mittagessen will ich noch einkaufen. In Oggau bei "Nah und Frisch". Das Wochenende steht vor der Tür und meine Vorräte gehen zu Ende. Nah ist der Laden. Frisch ist relativ. Zwar wird jeden Tag Ware nachgefüllt. Sie wirkt aber eher so, als hätte sie vorher schon wo anders gelagert. Insbesondere das Fleisch macht nicht wirklich an. Ich versorge mich halt, so gut es geht.
Nach dem Mittagessen scheint die Sonne. T-Shirt, kurze Hosen und nichts wie los. Natürlich mit dem Rad. Diesmal Richtung nördliches Seeende. In Donnerkirchen verspüre ich Durst und gehe auf die Suche nach einem Gasthaus. Denkste! Corona lässt grüssen. Alle Gaststätten zu. Viele angeschrieben mit "Zu verkaufen". Kein Wunder, dass in der einzigen geöffneten Buschenschenke Hochbetrieb herrscht. Hier finden alle noch Zuflucht. Im wahrsten Sinne. Denn kaum steht mein Wasser und der bestellte (himmlische) Zwetschken-Mohn-Kuchen vor mir, ertönt ein lauter Donnerschlag. Die Zeit reicht gerade noch, um mein Rad unters Dach zu stellen. Und schon geht's los. Blitz, Donner, sintflutartiger Regen, Graupel, Sturmböen. Das Gewitter macht dem Dorfnamen alle Ehre. Nach einer halben Stunde ist das Gröbste vorbei. Nur stehendes Wasser erinnert noch an das Donnerwetter. Und zwischen den schwarzen Wolken brechen erste Sonnenstrahlen durch. Glücklicherweise habe ich eine Regenjacke eingepackt. Denn es hat deutlich abgekühlt. Ich entscheide mich zurückzukehren.
Zurück auf dem Campingplatz haben sich meine schlimmen Befürchtungen vom Morgen leider erfüllt. Ein Nachbar hat zwar gerade noch rechtzeitig seine Markise eingerollt. Dafür ist alles, was darunter stand, patschnass geworden. Der andere Nachbar sammelt verzweifelt mit seiner Frau die Trümmer seines Vorzeltes auf und versucht zu retten, was noch zu retten ist. Campen hat halt auch so seine Tücken.