Die Hitze macht mir zu schaffen. Deutlich über 30 Grad sind nicht besonders geeignet, um aufzuräumen, den Wohnwagen herumzustemmen und anzuhängen. Auch im Zugfahrzeug herrscht bereits Sauna. Ich bin bachnass. Und schon beim Losfahren um 11 Uhr ziemlich geschafft.
Zum Glück kühlt die Klimaanlage im Auto schnell. Was erleichtert. Und für die Mittagsrast finde ich 1 1/2std später ein Schattenplätzchen unter Bäumen. Mit einem erfrischenden Lüftchen. Am Rosenberger Rastplatz Völkermarkt. Im Internet zwar als "Abzocke auf der Autobahn" verschrien, mir aber gerade zum richtigen Zeitpunkt kommend. Tatsächlich kann man das Essen vom kalten Buffet nicht als wirklich günstig bezeichnen, dafür schmeckt es.
Gut gelaunt mache ich mich auf den Weiterweg. Wobei die Überraschung des Tages noch auf mich wartet. Zu Beginn geht alles gut. Das Navi führt mich einwandfrei. Bis 2km vor dem Ziel. Dann plötzlich: Fahrverbot! Die Strasse ist aufgerissen und wird gerade erneuert. Umleitung denkste. Keine signalisiert. Ich frage mich an der nächsten Tankstelle durch. Da wird mir ein Umweg über Ferndorf, St.Jakob nach Glanzdorf beschieden. Nur sagt mir keiner, dass dies ein schmales Pass-Strässchen über den Insberg ist. Steil, mit mehreren Haarnadel-Kurven. Schon der Einstieg gestaltet sich schwierig. Von da, wo ich herkomme, praktisch eine Spitzkehre. Mit dem Wohnwagen unmöglich zu schaffen. Ich muss weiterfahren und an der nächstmöglichen Stelle wenden. Von dieser Seite geht es dann im hui. Damit fangen die Probleme aber erst an. Es geht steil hoch. Gut, hat der Suzuki Vierrad-Antrieb. Im 1. Gang schafft er es gut, im 2. nur knapp. Auf der schmalen Strasse hoffe ich, es komme niemand entgegen. Was ein Weilchen lang gut geht. Dann kommen die ersten Haarnadel-Kurven und die ersten Kreuzungs-Manöver. Jetzt schwitze ich wieder. Aber nicht mehr von der Hitze. Schliesslich erreichen mein Gespann und ich gemeinsam die Passhöhe. Vorbei an der St.Jakobs-Kapelle - Teil des Jakobswegs hier in Kärnten. Jetzt müssen wir nur noch heil runter kommen. Diese Seite des Passes ist dann besser ausgebaut. Die Strasse etwas breiter und mit mehr geraden Stücken. So kommen wir relativ unbehelligt am Bartlbauerhof vorbei zurück zur Hauptstrasse. Ohne heiss laufende Bremsen oder ähnlichem. Die Feuertaufe einer ersten Passfahrt wäre somit glorios bestanden. Ich atme auf. Gestehe aber ehrlich, längere Passfahrten mit Gespann werde ich in Zukunft wohl meiden.
Von da zum Schwimmbad-Camping Döbriach ist es nicht mehr weit. Der von mir vorreservierte Platz erweist sich als schön gelegen. In einem Auenwäldchen von Ahorn, Linden und Vogelbeer-Bäumen. Mit einem Nachteil: der Stellplatz liegt leicht erhöht. Was bedeutet, dass der Wohnwagen hinauf gestossen werden muss. Fahren geht nicht. Glücklicherweise sind schnell 2 Holländer (einer reicht nicht!) zur Stelle und helfen. Ich richte mich ein und hänge erst mal ab. Was 1 1/2 Liter gespritztes Bitter Lemon und einen Cigarillo bedeutet.
Dann schaue ich mich auf dem Platz um. Bald erhalte ich den Eindruck, ich sei auf holländisches Territorium geraten - und nicht mehr in Österreich. Denn 90% aller Anwesenden haben ein NL am Auto. Auch rund um mich herum stehen bis auf eine österreichische Partie alles Niederländer. Holländisch ist hier Landessprache. Interessant ist aber der Mix. Du findest alles: vom Fundi-Camper (mit altem Bulli und Zelt) bis zum Glamping (Glamour-Camping). Da gibt es doch tatsächlich Leute mit 10m-Wohnwagen, voll eingerichtetem Vorzelt mit Bretterboden, Gartenhag, im Vorzelt Bügelbrett und Dampf-Automat, Nebenzelt mit Waschturm, Rasen-Roboter (oder dann gleich künstlichem Rasen), Lichter-Girlanden usw.. Auf ihrem Tisch steht eine Vase mit grossem Blumenstrauss (wohl den Luxusjachten im Hafen von St.Tropez abgeschaut!?). Dazu gehört ein Dodge RAM o.ä.. Fehlen nur noch die Neben-Wohnzelte und Dienerschaft. Neureiche Angeber halt.
Dann gibt es aber auch noch alle "Normalos". In deren Dunstkreis sich glücklicherweise mein Platz befindet. Ich habe genug gesehen, mache mir am Platz etwas zu essen, schaue die Schweizer Tagesschau, rauche einen Cigarillo, putze mir die Zähne und haue mich in die Pfanne. Ich bin todmüde.