06 Aug
06Aug

Jetzt spinnt das Wetter total. Sahara - Monsun - Sahara. 35-10-30 - nicht etwa die Masse einer Frau. Nein, die Sprünge in Grad. Konsequenz: Die Kreisläufe japsen. Und die Leute hängen schlapp in den Seilen. Sowie die Schlafsäcke der Zelt-Camper zum Trocknen auf dem Zaun. Gestern war ja noch ein Übergangstag. Am Morgen leichter Regen, am Nachmittag schüchterne Sonne. Ich fuhr vom triefenden Millstatt (14 Grad) - das glücklicherweise an einer Überschwemmungs-Katastrophe knapp vorbeigeschrammt ist - nach dem heiteren Salzburg (24 Grad). Und wechselte dort von den dicken, warmen Kleidern in die Badehose. In der Nacht sank dann allerdings das Thermometer wieder auf gerade mal 10 Grad.

Kaum geht aber heute die Sonne auf, wird es heiss und heisser. Ich lasse mir die Radstrecke nach Salzburg erklären. "Alles ganz einfach" heisst es. Kannst denken! Da gibt es jede Menge Strassen, Gabelungen, Kreuzungen, Unterführungen und Häuser. Ein Riesen-Wirrwarr - selbstverständlich ohne jegliches Hinweis-Schild. Naja, mit Hilfe von Durchfragen erreiche ich schliesslich die Salzach. Von da aus wird's einfach. Alles nur dem Fluss entlang. Übrigens, bei der Rückfahrt spielt mir das Häuser- und Strassengewirr wieder einen Streich und lässt mich durch einen Irrgarten nach Hause fahren (und ich bin ja weiss Gott in Sachen Orientierung nicht der Unbegabteste).

In Salzburg ziele ich erst mal die Tourist Information an. Die liegt am Mozartplatz. Mitten in der Altstadt. Mit den erhaltenen Unterlagen setze ich mich ins nächste Café, trinke einen Latte Macchiato, esse einen Mozart-Batzen, rauche einen Cigarillo und plane den Tag. Alles, was ich heute besuchen will, lässt sich von hier aus zu Fuss erreichen. Daher schliesse ich mein Rad an einen Laternenpfahl und ziehe los. Residenzplatz mit Mozartbrunnen (dem grössten Barockbrunnen Mitteleuropas) und dem Glockenspiel mit 35 Glocken (deren Spiel ich um 11 Uhr zuhöre). Domquartier mit dem Dom (um 12 Uhr Orgelspiel), der Erzabtei St. Peter sowie der in den Mönchsberg gehauenen Katakomben (frühchristliche Kirche und Gräber). Mit dem Mönchsbergaufzug auf den Mönchsberg, von da aus die Aussicht geniessen und das Museum der Moderne Mönchsberg besuchen. Da finden zur Zeit 3 Ausstellungen statt. Die mir nicht alle gleich gefallen. Z.B. die Hauptausstellung von Friedl Kubelka vom Gröller zum Thema "Das Ich im Spiegel des Anderen" - Fotografien und Filme - langweilt mich in dieser Grösse eher. Viel zu viele Porträts. Dagegen muss ich bei Wilhelm Thöny und "Träumen in schwierigen Zeiten" - Bilder der Dreissiger Zwischenkriegsjahre des öftern schmunzeln. "Orte des Exils" versammelt diverse ausländische Künstler, die bis 1938 die Region Salzburg als Fluchtziel wählten und zeigt, was sie in der Zeit ihres Exils geschaffen haben. Vieles davon hat Lokalkolorit und sagt mir daher wenig. Ganz spannend finde ich aber den Gestaltungsraum "Creative Space", wo Museums-Besucher*innen ihrer eigenen Kreativität nachspüren können. Es ist halb 3 Uhr geworden und längstens Zeit für das Mittagessen. Im gemütlichen Innenhof des St. Peter Stiftskulinarium gibt es ein Beefsteak Tatare mit Ciabatta und einen grossen Radler. Mhmm, fein. Nach Espresso und Cigarillo wird es Zeit, das Rad zu holen und zurück zum Campingplatz am Schloss Aigen zu fahren. Was etwas dauert. Siehe oben.


Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.