Ich stehe vor der Wahl: Wunden lecken oder Schloss Halbturn? Die Wetter-Vorhersage kündet den letzten schönen Tag an, bevor es wieder wechselhaft wird. Mit rund 30 Grad dürfte er aber heiss ausfallen. Und Gewitter sind angesagt. Zudem liegt Halbturn mehr als 50km weit weg. Hin und zurück also weitere 110km. Trotzdem fällt meine Wahl auf das Schloss.
Mit Elan geht's los. Über Schützen, Donnerskirchen, Purbach, Breitenbrunn bis nach Winden. So ein E-Bike ist halt schon eine feine Sache. Besonders auch auf einer flachen Strecke wie hier in der Pannonischen Tiefebene. Nach 30km und ca. 1 1/4 Stunden fahre ich am Weinkeller Ehardt vorbei. Eine grosse Verlockung für die erste Rast. Zudem ist es Zeit für die Mittagspause geworden. Mit einem Wurstsalat und grossen gespritzten Holler tanke ich auf für die Weiterfahrt. An Joïs, Neusiedl, Weiden, Gols und Mönchhof vorbei radle ich dann durch bis Halbturn. Direkt zum Schloss. Gerade nochmals 30km. Bei der herrschenden Hitze freue ich mich riesig auf ein kühles Nass im Schloss-Restaurant. Nur, leider reicht der Rundumschlag von Corona bis hierher: Schloss zu, Weingut zu, Hotel zu, Restaurant zu. Auch im ganzen Dorf: nada, nichts, niente. Daraufhin entscheide ich mich gegen eine 60km-Rückfahrt. Und strample lieber die 25km bis Podersdorf, steige dort auf die Fähre nach Rust und radle von da aus noch die restlichen 10km zum Campingplatz in Oggau. So erspare ich mir immerhin 25km. Und habe dazu auf dem Weg hoffentlich bald einmal die Chance, eine kühlende Quelle zu finden. Die nächste halbe Stunde wird schwierig. Mit trockenem Hals schleppe ich mich nach Frauenkirchen. Die Dorfkneippe hat glücklicherweise geöffnet. Ich schlürfe einen ganzen Liter gespritzten Apfelsaft/Holler in mich hinein. Noch schnell einen genussvollen Cigarillo. Und die 15km bis Podersdorf sind nur noch ein Klacks.
Auch heute wieder sehe ich bei der Überfahrt das Gewitter über die Hügel kommen. Gewitzigt von gestern schnappe ich mir aber dieses Mal bei der Ankunft schnell mein Rad und fahre auf Teufel komm raus zurück ins Camp. So erwische ich gerade noch ein paar der ersten Tropfen. Sonst bleibe ich trocken und heil.
Zwar verlief der heutige Tag etwas enttäuschend. Und von der Anstrengung schmerzt mich der ganze Körper. Dennoch bin ich äusserst zufrieden. Ich falle ins Bett. Es schläft von alleine.