Vorgestern Abend wollte ich noch nach Brünn. Heute finde ich mich in Wien wieder. Brünn und Prag können warten. Da fahr ich auf dem Heimweg vorbei. Und schliesslich: Nachdem ich in Rappoltenkirchen kaum fündig geworden bin - ausser mit Negativ-Abgrenzungen - wird mich vermutlich auch Brünn nicht hell erleuchten (Wieso nur steht heute in meinem Zeitungs-Horoskop "Sie sind teils etwas unruhig, wenn Dinge nicht so schnell vorankommen wie gewünscht"? Keine Ahnung, wie die auf so was kommen). Zudem, Wien liegt ja nur gute 30km weiter als Rappoltenkirchen und der Campingplatz Wien-Süd bietet gerade eine Spezialaktion an. 14 Tage für pauschal 200 Euro. All inclusive. Passt.
Also sitze ich heute im Bus zur Wiener Innenstadt. Locker auf dem Hocker. Bis ich feststelle, dass um mich herum alle eine Maske tragen. Nur ich nicht. Siedend heiss fällt mir ein, hier besteht im Öffentlichen Verkehr Maskenpflicht. Ich komme mir vor wie ein Paria. Mache mich verschämt klein und schnell hüpfe ich bei der nächsten Station, wo ich eine Apotheke erspähe, hinaus. Klar, sind da die Masken sauteuer. Und eigentlich liegen in meinem Auto noch gegen 50 ungebrauchte Stück rum. Aber wenigstens fühle ich mich mit Mundschutz nicht mehr wie ein nackter Aussätziger.
Ich habe mir ein paar Ziele ausgesucht, die ich in dieser Stadt besuchen will. Der Zufall führt mich zuerst ins Museums-Quartier. Und da speziell zur "a_schau" im Architekturzentrum Wien. In mehreren Stationen wird dort durch die letzten 150 Jahre Architekturgeschichte in und um Wien geführt. In stehenden und bewegten Bildern, in Geschichten sowie zugehörigen Kommentaren. Sehr spannend. Nur irgendwie fehlen - zumindest mir - die originalen Bauten. So kommt die Ausstellung für mich daher wie ein detailliertes Geschichts-Buch. Ich erfahre etwas über ein Thema - erlebe es aber selber nur limitiert. Da war das Schloss in Rappoltenkirchen ein deutlich lebendigeres Beispiel.
Es ist Mittag geworden und heiss. Ich habe Hunger und Durst. Und wo lässt sich in Wien lauschiger eine Kleinigkeit essen als im Garten-Café des Kunst-Hauses Wien. Die Hundertwasser-Ausstellung brauche ich nicht mehr. Die kenne ich schon in- und auswendig. Schon gegen 10 mal habe ich sie gesehen. Aber zu diesem kreativen Garten zieht es mich immer wieder hin. Da fühle ich mich wohl. Vor allem, wenn so wenig Leute da sind wie heute. Kein Gezerre um die Tische, kein Geschrei, kein Geplärr. In Ruhe kann ich meinen Kaiserschmarren verzehren, meinen Grossen Braunen und ein riesiges Glas Wasser trinken. Wow, geht es mir gut. Danach beeile ich mich, zum Campingplatz zurückzukommen. Am Himmel braut sich ein heftiges Gewitter zusammen.