Frühe Tagwache um 04.30 Uhr! Da mich Käthy kurz vor 6 Uhr abholt, um mich zum Bahnhof zu fahren. Vielen Dank dafür. Die Fahrt mit der Bahn bis zum Flughafen verläuft fast ohne Probleme. Bis auf das Umsteigen in Olten. Nur 5 Minuten für den Wechsel von Gleis 11 auf Gleis 2 mit 35kg Gepäck (je 2 Treppen runter und - vor allem - wieder rauf!) sind für einen alten Mann wie mich doch eine echte Herausforderung. Und zu guter Letzt noch der schmale, steile Einstieg in den Schnellzug zum Flughafen. Ich wuchte meine Gepäckstücke hinein, hechte hinterher und japse sowie keuche dabei wie eine alte Dampflok. Aber: es ist geschafft.
Am Flughafen die nächste Hürde: vor den Edelweiss-Schaltern eine gefühlt kilometerlange Schlange. Wegen Corona eher unerwartet. Aber natürlich - es ist Samstag. Offensichtlich immer noch Ferien-Haupt-Abflugtag. Auch dieses Problem lasse ich nach 3/4std hinter mir. Von hier weg geht es lockerer. Gepäckkontrolle ohne grosse Menschenmengen, geordnetes Einchecken, 4std Flug wie auch eine gut organisierte Ankunft in Funchal. Dort führt mich die Triage in die Kolonne "mit Corona-Test", wo ich administrativ erfasst werde und meinen Test vorweisen muss. Absolut unkompliziert. Danach bin ich da. An der Sonne von Funchal. Und strahle mit ihr um die Wette.
Obschon ich dem älteren Taxifahrer Adresse nenne und ein Kroki vorlegen kann (das mir Töger Amby - mein Vermieter - per Mail übermittelt hat), erkenne ich sofort dessen Ratlosigkeit. Er hat keine Ahnung, wo er mich genau hinbringen soll. Was ich angesichts des steilen Strassen- und Gassengewirrs sogar noch nachvollziehen kann. Also gebe ich ihm die Telefonnummer von Töger. Über das Telefon lotst dieser uns dann ans Ziel.
Und da stehe ich nun. Vor zwei wichtigen Eckpunkten meiner nächsten 4 Monate: einerseits Töger Amby, dem grossen sympathischen Dänen, anderseits der Casa Sisse, meinem diesjährigen Winterquartier. Einem auf einer Terrasse gelegenen Bungalow mit Sicht über die Südost-Küste von Madeira und auf den Hafen von Funchal. Mit grossem Wohnzimmer, einladender Wohnküche und zwei Doppelschlafzimmern. Töger führt mich herum und weist mich ein. Danach lässt er mir Zeit, um mich einzurichten. Um 16.30 Uhr vereinbaren wir einen Termin für erste Einkäufe und einen Barbesuch mit gemeinsamem Espresso. Beim Einrichten lerne ich Paula kennen. Die Putzfrau, mit der ich spanisch rede und die portugiesisch antwortet. Was mir hilft, erste Brocken Portugiesisch zu lernen. Zudem stolpere ich permanent über Tito und Tata, zwei originale Boardwalk-Mix-Hunde. Wir schliessen uns gegenseitig schnell ins Herz.
Nach dem Einkauf im nahegelegenen Supermarkt (Abendessen, Frühstück) und Barbesuch in Garajão, wo mich Töger mit seinem Auto hinfährt, kocht jeder für sich sein Abendessen. Obschon ich eigentlich total müde bin, habe ich noch Lust auf einen Absacker. Um irgendwie diesen ereignisreichen Tag abzurunden. Entsprechend lade ich Töger auf ein Glas Rotwein ein. Da er aber nicht mehr aus seinem Haus raus will, kehrt er die Einladung um und meint, ich solle doch die 50m zu ihm hochkommen. Ich nehme an. Eine absolut lohnende Sache, denn der nächtliche Ausblick von seiner Terrasse auf Funchal ist schlicht atemberaubend. Zudem lerne ich Sascha kennen, die "alte Dame" des Hauses. Eine 12-jährige Golden Retreiver-Hündin. Aufgrund ihres Alters und einer aktuellen Fistel körperlich zwar recht reduziert. Dennoch äusserst anhänglich. Nach über 1std lebhaftem und auch sehr persönlichem Gespräch (wo wir - trotz recht unterschiedlicher Lebensläufe - viele Gemeinsamkeiten in den Grund-Haltungen zum Leben feststellen) muss ich dann doch die Segel streichen, weil mich die Müdigkeit übermannt und das Bett ruft. Ich schlafe tief und fest bis 9h am nächsten Morgen.