Trotz eher trüben Aussichten (wechselhaftes Wetter mit tiefhängenden Wolken) will ich diesen Miradouro unbedingt noch mitnehmen. Von wo aus man hunderte Meter tief hinunter in den Talkessel von Curral das Freiras (Nonnenstall) sieht. Und gleichzeitig einen freien Blick in die zentralen Berge von Madeira hat. Ganz hinten im Nonnental. Und wohin schon die enge, an die Felsen geklebte Zufahrtsstrasse - die es erst seit 1950 gibt - eine Abenteuerreise ist. Früher konnte man diesen Aussichtspunkt nur zu Fuss erreichen.
Wie übrigens auch das Dorf Curral das Freiras. Was damals durchaus auch Sinn machte. Denn die Namen "Nonnental" und "Nonnenstall" sind nicht durch Zufall entstanden. Im 16.Jhdt. suchten die Nonnen des Klosters Santa Clara in Funchal hier Zuflucht, wenn wieder einmal ein Überfall von Piraten drohte. Und brachten dabei ihre Schätze in Sicherheit. Aufwändig und mühselig zwar, aber genau dadurch gut behütet. Heute ist Curral das Freiras durch einen Tunnel erschlossen.
In den höheren Lagen wachsen hier grossflächig Edelkastanienwälder. Aus deren Marroni werden allerlei hiesige Spezialitäten hergestellt: Kuchen, Suppen, Liköre usw. Jedes Jahr Ende Oktober findet ein Kastanien-Erntedankfest statt. Auch wenn das Wetter heute für einen Besuch nicht gerade als ideal bezeichnet werden kann, bietet es doch ganz spezielle und spannende Aspekte. Ziehen doch die Wolken einmal über, dann wieder unter mir durch. Oder aber ich werde darin eingepackt wie in Watte.