01 Jan
01Jan

Sylvester geht für Töger und mich früh los. Schliesslich will die Feier geplant und vorbereitet sein. So treffen wir uns bereits um halb 11 Uhr zum Kaffee. Diesmal in einem Cafe mit Konditorei. Wo es auch Croissants gibt. Mit dem sinnigen Namen "Ravioli" (hmm?!). Und gehen gemeinsam den heutigen und morgigen Abend durch (nachdem Töger mich schon länger für heute Abend eingeladen hat, habe ich versprochen, an Neujahr etwas zu kochen). Erstellen eine Einkaufsliste und verteilen die Aufgaben. Wer kauft was ein. Wer macht was. Heute und morgen sind wir zum Abendessen je zu viert (Töger, sein Schwager Chico, dessen Tochter Catarina und ich). Aber heute erwarten wir gegen Mitternacht zusätzlich weitere Gäste: Toni, eine Engländerin-Portugiesin-Schwedin - für die Töger so etwas wie Ersatz-Vater ist (ihr Vater war Geschäftspartner von Töger, hat sich aber relativ früh wieder nach Schweden abgesetzt) - mit ihrem Mann Jimmy und dem 3-jährigen Sohn Odin. Für das heutige Essen planen wir Lammkeule, Reis und Spinat plus Fruchtsalat zur Nachspeise. Um Mitternacht trinken wir Champagner und wärmen uns mit einer Hühnersuppe auf. Für morgen sehen wir einen gebratenen Rindshuft-Deckel mit Rosmarin-Kartoffeln und Erbsen vor sowie flambierte Bananen mit Vanille-Eis als Dessert. Dazu benötigen wir noch Wein und Wasser.

Der Einkauf wird allerdings bald einmal zum Desaster. Kurz nach dem Eintreten in den Laden vermisse ich plötzlich mein Portemonnaie. Dabei habe ich doch vor nicht mal 1 Minute 50 Cents daraus genommen. Für das Auslösen des Einkaufswagens. Muss mir heruntergefallen sein. Ich spurte zurück zur Einkaufswagen-Kolonne. Nirgends eine Geldbörse. Weit und breit nicht. Weder am Boden noch in einem Wagen. Langsam dämmert mir: nix gefallen - geklaut! Irgendein unverfrorener Kerl hat einfach seine Hand hingehalten als ich vermeintlich mein Portemonnaie in die Tasche meiner Weste gleiten liess. O Schreck lass nach. Das Geld ist ja eine Sache, aber alle meine Ausweise, die Kredit- und Bankkarten! Glücklicherweise ist Töger dabei. Er hilft mir, beim Kundendienst nachzufragen sowie eine entsprechende Meldung zu hinterlassen. Und er übernimmt vorläufig sämtlich Ausgaben. Denn wir müssen ja trotzdem einkaufen. Was bleibt denn anderes übrig? Auf Pump lade ich anschliessend Töger als Dank zum Espresso ein. Selbstverständlich werde ich ihm seine Unkosten später ersetzen.

Überhaupt tut mir Töger leid. Denn auch sein Tagesplan wird tüchtig durcheinandergewirbelt. Der übliche Mittagsschlaf fällt aus. Nicht nur, dass er bereits mit Kochen beginnen muss (Die Lammkeule wird niedergegart und sollte bald schon in den Ofen), er bietet mir auch noch an, mich am Nachmittag zur Polizei zu begleiten. Worum ich ihm ausserordentlich dankbar bin. Weil mein aktueller Zustand wirklich nicht als besonders brauchbar bezeichnet werden kann.

Nach all den Aufregungen wird dafür der Abend zum gelungenen Anlass. In der Zwischenzeit habe ich mich organisiert (Ausweise sowie Karten gesperrt, Polizei-Rapport erstellt, fürs Bargeld eine Lösung gefunden, meine zweite Kreditkarte aktiviert) und entsprechend beruhigt. Das Leben kann weitergehen. Tögers Lammkeule wie mein exotischer Fruchtsalat schmecken allen. Toni mit ihrer Familie stossen irgendwann dazu. Und bei Espresso, Cognac, Madeira-Wein und Cigarillo wird - in allen möglichen Sprachen (Portugiesisch, Englisch, Spanisch, Deutsch, Schwedisch) - viel geredet und gelacht. Sowie auf den Höhepunkt des Abends gewartet: das Feuerwerk.

Kurz vor Mitternacht begeben wir uns nach draussen auf die Terrasse. Wo bereits Champagner und Gläser warten. Und schon geht es los. Plötzlich knallt, blitzt und glitzert es in allen Farben. Böller über Böller, Rakete an Rakete. Um uns herum, über uns. Gefühlsmässig sogar auch unter uns. Gut eine Viertelstunde lang. Ein Riesen-Spektakel für alle Feuerwerk-Fans und solche, die es noch werden wollen. Fast wie wenn die Hölle ausbrechen wollte. Dabei ist es ja nur das neue Jahr. Endlich ist 2021 da! Wir stossen auf die vielen damit verbundenen Hoffnungen an.

Die Hühnersuppe tut jetzt gut. Sie wärmt. Denn alle wollen draussen bleiben. Auch wenn sie die 17 Grad doch etwas kühl finden. Bis fast 3 Uhr morgens geht dann das Palavern und Lachen weiter. So lange, bis alle das erste Mal im neuen Jahr müde, aber zufrieden ins Bett drängen.



HAPPY NEW YEAR!


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