Vollständig: "Igreja de São João Evangelista do Colégio dos Jesuitas". Also Kirche des Jesuitenkollegs zum Heiligen Johannes dem Apostel. Wobei in der zweiten Hälfte des 16. Jhdts. drei Jesuiten von ihrem Orden den Auftrag fassten, in Madeira ein Kolleg zu bauen (Kolleg = Höhere Schule, respektive Universität von Jesuiten für die Aus- und Weiterbildung ihresgleichen). Welches sie ca. 1590 denn auch fertig stellten. Erst 1624 bis 1647 folgte der Bau einer zugehörigen Kirche. Übrigens: Gesamthaft gesehen bis weit ins 19. Jhdt. hinein einer der grössten Baukomplexe in Funchal.
Aber, Kolleg und Kirche zusammen sind nicht nur gross. Der Innenraum der Kirche gilt immer noch als der prächtigste in Madeira. Wobei man allerdings genau darüber trefflich streiten kann. Ja sicher, die Kirche ist innen äusserst reich, wenn nicht üppig, eben gar protzig ausgestattet. Der typische Barockstil der Jesuiten mit vielen Dekor-Elementen und Verzierungen wie geschnitzten Figuren, Wandmalereien, Fliesenbildern, gedrechselten Säulen, Holzschnitzereien, Stuckelementen - das meiste vergoldet. Was aber durchaus auch kitschig wirken kann. Ins Auge fällt sofort der prachtvolle, mit Gold überzogene Hauptaltar, wo sich auf dem Retabel die vier Apostel (wichtige Heilige des Jesuitenordens) wiederfinden. Aber auch die Seitenkapellen sowie die bemalte Holzdecke sind äusserst aufwändig ausgestaltet. Man merkt vielleicht: ich schätze die hier dargebotene Kunst. Schön finden muss ich sie deshalb ja nicht unbedingt. Zumindest nicht alles und jedes.
Von der Dachterrasse und vom Turm aus ergibt sich ein umfassender Blick über Funchal. Beides kann für einen bescheidenen Beitrag von 1 Euro bestiegen werden. Das ehemalige Jesuitenkolleg wird heute sinnigerweise von der Universidade da Madeira belegt. Der Innenhof mit dem ehemaligen Kreuzgang und dem heutigen Café sind öffentlich zugänglich.