16 Dec
16Dec


Schon gestern wollte ich eigentlich ins Weinmuseum. Dann fiel kurzzeitig der Strom aus. Mit nachfolgendem Total-Blackout des WLAN's. Bis ich dann die Misère - mit Hilfe von Töger - behoben hatte, war schon Mitte Nachmittag. Und Töger und ich tranken lieber einen Kaffee. Was zu einem langen, intensiven Gespräch über unsere bisherigen Beziehungs-Kisten sowie unsere Wünsche an zukünftig mögliche Bindungen führte. Ausgangspunkt: das Interesse Tögers, wie mein Date mit Susana gelaufen sei. Ein grundehrliches Zwiegespräch. Wie unter zwei alten Freunden. Tat beiden gut.

So steuere ich halt erst heute Blandy's Wine Lodge an. Mit dem angeschlossenen Wein-Museum. Mitten im mondänen Teil von Funchal. Und kann nebenbei noch den Weihnachtsmarkt sowie die Weihnachts-Beleuchtung von Funchal bewundern. Wo man heute übrigens deutlich mehr Fremdsprachen - auch Deutsch - hört als zuvor. Ganz offensichtlich sind die ersten Weihnachts-Touristen eingetroffen.

Über Madeira-Weine gibt es viel zu lernen. Das Wichtigste vorneweg: gemäss den Madeirern findet man den wirklich guten Wein nur auf Madeira. Alles, was in den Export geht, ist im besten Fall zweite Qualität. Auch in Festland-Portugal. In Frankreich kommt sogar meist nur billiger Kochwein zum Zuge. Wobei der allerdings über die Hälfte des verkauften Umsatzes ausmacht. In Madeira dagegen kann eine Flasche über 200 Jahre alt, davon 100 Jahre im Fass gereift sein und ein paar tausend Euro kosten. Und bei diesem Wein gilt tatsächlich: je älter desto besser! Denn er ist praktisch unbegrenzt haltbar und selbst 200-jährige Weine bieten immer noch einen unvergleichlichen Trinkgenuss. Solche Vintage Madeiras - vielfach mit passendem Jahrgang - werden hier an besonderen Festen angeboten (z.B. hohe runde Geburtstage, Hochzeiten, Beerdigungen usw.), wobei eine Flasche auf bis zu 30 und mehr Leute aufgeteilt wird. Der oder die Einzelne erhält also nur einen kleinen Schluck zum schlürfen und auf der Zunge zergehen lassen.

Madeira ist ein mit Branntwein angereicherter Likörwein. Je nach Sorte mit einem Alkoholgehalt von 17-22 %Vol. Durch die Beigabe des Branntweines wird der Gärprozess abgebrochen. Je nach Zeitpunkt der Beimischung kann man also über den Restzucker auch die Süsse des bearbeiteten Weines mitbestimmen. Wobei sich zusätzlich bestimmte Rebsorten für angepeilte Süssegrade besonders eignen. Sercial für säurebetonte, trockene Weine. Verdelho für halbtrockene und Bual für halbsüsse Tropfen. Während der Malmsey eine süsse und üppige Variante liefert. Diese vier weissen Rebsorten gelten denn auch als besonders edel. Und liefern die Top-Qualitäten des Madeira-Weines. Aus der nicht ganz so edlen, roten Tinta Negra Mole können bis zu einem gewissen Grad alle Geschmacksrichtungen der "Edlen" imitiert werden. Für den Feinschmecker bleiben diese Weine aber zweitklassig.

Neben diesen edlen Weinen gibt es noch ein paar alte Rebsorten, die aber nur noch in ganz kleinen Mengen verarbeitet werden. Dafür werden immer mehr Versuche mit neuen - weissen, roten und rosé - Sorten gemacht. Von denen sich aber noch keine durchsetzen konnte. Eine totale Wissenschaft ist die vielfältige Differenzierung der Cuvées. Mit Fantasienamen wie z.B. "Rainwater" werden damit einerseits Angaben zur Reinheit (resp. zur Mischung) sowie zum Alter gemacht. Ich will hier nicht näher darauf eingehen. Schliesslich schreibe ich kein Lexikon zum Madeira-Wein.

Für den Madeira-Wein wichtig scheint mir noch der besondere Reifeprozess zu sein. Dabei wird der Jungwein nach der Beigabe des Branntweins drei bis fünf Monate lang in Edelstahlbehältern durch ein spiralförmiges Röhrensystem auf 45 bis 50 Grad Celsius erhitzt. Was einen karamellisierenden Effekt auslöst. Und dem Madeira diese leicht braune Farbe gibt. Danach erhält der Wein mindestens eine dreimonatige Ruhepause. In Flaschen abgefüllt und in den Handel gebracht werden die Weine frühestens nach 2 Jahren. Wobei sie dann natürlich erst den Status von Kochwein haben. Einen höheren Wert bekommen sie erst durch die möglichst lange Lagerung in Eichenfässern. Bei Spitzenweinen 40 Jahre und mehr.


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