Auch wenn ich lange nichts mehr von mir hören lasse, ich lebe noch. Sogar recht gut. Nur, es läuft halt gerade nicht so viel. Das Wetter ist wechselhaft geblieben. Aber doch eher auf der sonnig-warmen Seite. Die Blüten gedeihen und duften weiterhin herrlich. Die Sonnenuntergänge bleiben prächtig. Jeden Tag wieder von Neuem. Espressos, Cigarillos und Frotzeln mit Töger machen einen grossen Teil des Alltags aus. Wobei ich gelernt habe, dass hier der doppelte Espresso eigentlich Chino heisst. Also bestelle ich bei Liane stolz "Un Chino com un cop' d'água" (einen doppelten Espresso mit einem Glas Wasser). Sie antwortet "Muito obrigada, Amigo". Und ich bedanke mich "Obrigado, Amiga". Wobei Amigo und Amiga nichts Besonderes bedeutet. Höchstens, dass ich aufgestiegen bin und jetzt zu den guten Stammgästen gehöre.
Überhaupt trainiere ich hier Fremdsprachen. Am meisten natürlich Englisch. Aber auch Spanisch, Italienisch und Französisch. Während ich am Anfang über viele Worte stolperte, kommen sie jetzt schon flüssiger über die Lippen. Immer noch nicht fliessend kalt und warm, aber dennoch sind in der Zwischenzeit viele Wörter aus der Tiefe meines Gehirns aufgetaucht. Das kleine Männchen, das dort die Fakten zusammensucht, ist halt auch älter, grauer und langsamer geworden. Und braucht manchmal etwas Zeit.
Sandra (respektive die Sache mit Sandra) dämmert vor sich hin. Sie ist immer noch permanent bezüglich Haus oder Wohnung unterwegs und hat keine Zeit für mich. Ich glaube, dass sie sich den Umzug bedeutend leichter vorgestellt hat und jetzt völlig überfordert ist. Nur, diese Erkenntnis hilft mir wenig. Also bleiben im Moment die gute Küche mit viel Fleisch und Knoblauch sowie das Degustieren von Rotweinen aus dem Alentejo. Von denen es noch (fast unendlich) viele gibt.
Kurz: Es herrscht ganz normaler Alltags-Wahnsinn!