Gestern war das Wetter doch zu garstig. Daher haben wir unseren Ausflug nach Paul und Jardim do Mar auf heute verschoben. Weil Fatima aber heute arbeiten muss, bringt Lou Renata mit. Eine nach Madeira immigrierte Polin. Nach ihrer Scheidung von zuhause abgehauen und an den Ort ihrer Träume ausgewandert. Etwas naiv. Dafür spontan, offen und herzlich. Und auch nach rund 10 Monaten immer noch im 7. Himmel. Sie muss alles und jedes ausprobieren. Und jedes und alles erfreut sie. Herzerfrischend.
Das Wetter leider weniger. In Funchal geht es ja noch. Aber je weiter westlich wir fahren, desto weniger Sonne scheint. Dafür bläst mehr Wind. Gut, habe ich meinen Pullover dabei. Und in Paul do Mar setzt noch "Narrenregen" ein (Molho de Tolos. Feinster Sprühregen. Nur ein Narr kann meinen, dass dieses "Netzen" des Bodens den Pflanzen etwas bringt. Dennoch muss auch ein Narr feststellen, dass man bei genügend langem Aufenthalt darunter durchaus nass werden kann). Was jetzt? Unser Ziel, die Bar dos Pascadores im Hafen von Paul do Mar, verfügt über keine Innen-Sitzplätze. Trotz Wind und Wetter draussen sitzen? Wir sind hart im Nehmen. Verlieren auf keinen Fall den Humor. Und kapern den Vierertisch unter dem grossen Schirm. Die Küche dieses kulinarischen Geheimtipps dankt es uns. Zur Vorspeise gibt es eine grosse Platte Lapas (gemeine Napfschnecke; ein Zwischending von Auster, Muschel und Schnecke) mit Knoblauchbrot und Bier. Zur Hauptspeise Espada (Degenfisch) mit Tartarsauce und den - gemäss Ankündigung des Wirts - besten handgeschnitzten Pommes von Madeira, sowie Buttergemüse und Salatplatte und ein Glas Wein. Danach für jeden einen Espresso. Beste frische Küche. Dies alles inklusive Trinkgeld für sage und schreibe 15 Euro pro Person. Wenn das kein Hammer ist!
Jetzt wäre der Tee im Garten von Joe's Bar in Jardim do Mar angesagt. Leider vermiest uns der Regen die Stimmung dafür. Also gilt es, Abschied zu nehmen und nach Hause zu fahren. Wehmut kommt auf. Gegenseitig bestätigen wir uns, wie schön es ist, sich kennen gelernt zu haben. Und geben dem Wunsch Ausdruck, es möge bald ein Wiedersehen geben.
Als kleiner Trost für den Abschiedsschmerz beginnen zuhause im Garten die Platterbsen zu blühen.