Für die nächsten 4 Tage ist traumhaftes Wetter angesagt. Vor allem im Süden der Insel. Was ich heute ausnütze. Und zur Südwest-Spitze von Madeira fahre. Wo ich ja sowieso noch zwei Ziele habe. Eines davon Ponta do Pargo. Der höchstgelegene Leuchtturm Portugals (312 müM). Selber zwar nur gerade 14 Meter hoch. Aber dank seiner Lage mit einer Reichweite von über 26 Seemeilen. Also rund 50 Kilometern. Der "Farol" steht auf einer markanten Felsnase, der Ponta da Vigia ("Wachtposten"). Mitten in Kuhweiden und weitläufigen Feldern voll von Prächtigem Natternkopf (endemisch in Madeira).
Überhaupt, der von der Sonne verwöhnte Südwesten ist relativ ländlich geblieben. Je weiter westlich desto bäuerlicher. Was er der für Inselverhältnisse flachen Landschaft zu verdanken hat. Wo Bauern den Boden sogar mit kleinen Traktoren bearbeiten können. Der Tourismus fasst hier nur langsam Fuss. Aber da immer mehr Urlauber inzwischen Ruhe und Abgeschiedenheit suchen und auch die Infrastruktur laufend verbessert wird, wächst er auch hier unaufhaltsam. Nur Corona hat ihn gerade ausgebremst. Was ich unter anderem daran spüre, dass weder das Restaurante O Farol noch die Casa de Chá O Fio (Teehaus "Zum Faden" - gemeint ist der schmale Pfad vom Aussichtspunkt zum Leuchtturm) geöffnet haben. Also vorläufig nichts mit Chino e Prego.
Ich entschliesse mich, auf der Rückfahrt - wo es geht - anstelle der Schnellstrasse die alte Küstenstrasse zu benutzen. Und dabei Ausschau auf Essen und Trinken zu halten. Die Strasse erweist sich als enges, kurviges und steiles Auf und Ab. Je nach Küstenzugang. Verfügt dafür über viele schöne Aussichtspunkte. Aber in der Suche nach Verpflegung werde ich leider erst in Ribeira Brava fündig. Dort dafür im Hafen direkt am Meer. Allerdings werden dem sogenannten Essen dabei nur zwei Worte gerecht: Kulinarische Katastrophe. Hier arbeitet kein gelernter - und schon gar nicht begnadeter - Koch. Sondern eher der Stellvertreter der Aushilfe. Oder eben der Notnagel. Und genau so schmeckt es auch.
Da freue ich mich doch gerade wieder über das gestern gekaufte Hirschfilet, das zuhause auf mich wartet. Und die in Portugal erhältlichen fantastischen Batatas Fritas (nicht etwa Pommes Frites, die hier alle nur lahm in der Gegend herum hängen, sondern Kartoffelchips, von denen selbst Zweifel noch etwas lernen könnte). Sowie die gute Flasche Wein, die ich im Pingo Doce nach langem Suchen ausgegraben habe. Ein Poliphonia Reserva 2015 des Weingutes Monte dos Perdigões im Alentejo. Man leistet sich ja sonst nichts...