Eigentlich hatten Sandra und ich gestern ein Rendez-vous vereinbart. Wir wollten uns in Funchal im Café des Santa Luzia-Parks treffen und gemeinsam den Park erkunden. Erstens fand ich dann heraus, dass sowohl Café wie Park übers Wochenende geschlossen sind. Und zweitens störte mich, dass Sandra nur gerade gute 2 Stunden mitbringen wollte. Sie hatte danach bereits wieder ein Treffen mit einem Bau-Unternehmer angesetzt. Daher fragte ich sie um Verschiebung des Termins auf heute an. Und schlug gleichzeitig den Besuch des Sonntags-Marktes in Santo da Serra mit anschliessender Entdeckungsreise in der Quinta da Serra vor. Hatten mich doch vor einer Woche der kalte Wind und aufziehende Wolken frühzeitig aus Santo António da Serra vertrieben, sodass ich den riesigen Park der Quinta nicht besuchen konnte. Sandra stimmte begeistert zu.
So treffen wir uns heute um 11 Uhr bei Zarcos. Und fahren gemeinsam nach Santo da Serra. Sandra kauft auf dem Markt so viele Blumen ein, dass wir sie auch zu zweit beinahe nicht zum Auto tragen können. Es ist halt schon verrückt: während wir (ob in Amerika oder der Schweiz) für eine einzige Calla mehrere Dollars oder Franken bezahlen, bekommst du hier einen ganzen Bund für 1 Euro! Wobei die da natürlich wild auf der Weide wachsen. Während wir sie aufwändig züchten müssen. Ähnliches bei anderen exotischen Blumen.
Die Kirche ist heute zum Brechen voll. Da eine Prozession zum Valentins-Tag stattfindet. Wo Gott nicht nur für die Liebe, sondern für alle guten Dinge des Lebens gedankt wird. Fasziniert taucht Sandra in das Geschehen ein und bannt es auf kleine Video-Clips. Ich geniesse das Ganze lieber aus der Distanz und lasse mich mittlerweile auf einer Parkbank von der Sonne bescheinen. Anschliessend machen wir uns auf zur nahe gelegenen Quinta. Früher ein englisches Herrschafts-Anwesen, heute ein Hotel mit öffentlichem Park in Gemeinde-Besitz. Vergnügt schlendern wir durch den weitläufigen Park, hören den Vögeln bei ihrem Trällern zu und bestaunen all die riesigen alten Bäume sowie die vielen Blüten. Unter anderen den rosa Jasmin, der hier wie überall auf der Insel eine tausendfache Blütenpracht entfaltet. Und seine Umgebung in einen herrlich feinen Duft hüllt.
In der Zwischenzeit haben wir viel voneinander erfahren. Was uns gegenseitig neugierig auf noch mehr macht. Gleichzeitig beginnt uns der Hunger zu plagen. Also entschliessen wir uns, eine Gaststätte zu suchen, wo wir gemütlich etwas essen und in Ruhe weiteres aus unserem Leben berichten können. Dazu erscheint uns aber die Hektik von Santo da Serra nicht besonders geeignet. So verschieben wir uns nach Machico. Wo wir im Baia Beach Club das Geeignete finden. Ein Tischchen direkt am Meer. Sonne, Meeresrauschen und Wellenschlag inbegriffen. Wir bestellen Espada (Schwarzen Degenfisch, endemisch in Madeira) mit gebratenen Bananen. So komme ich endlich mal zu dieser typisch madeirischen Spezialität. Mmh...
Fast verpassen wir den "Abflug". Schliesslich muss auch Sandra um 18 Uhr zuhause sein (Ausgangssperre). Will aber vorher im Vorbeiweg noch einer Freundin, die Geburtstag hat, Hallo sagen und eines der heute gekauften Blumen-Bouquets vorbeibringen. Es ist kaum zu übersehen: wir beide sind uns sympathisch. Was aber nun in der Realität aus dieser Sympathie wachsen kann, steht noch völlig in den Sternen geschrieben. Auch wenn Sandra kurz mal eine schnelle Gedanken-Skizze in den Raum wirft - "Sommer-Halbjahr im Camper durch Europa und Winter-Halbjahr in Madeira" - sehen wir effektiv noch wenig Gemeinsamkeiten, die wir teilen könnten. Und daher wäre schon eine bleibende Freundschaft als grosser Erfolg zu verzeichnen.