Der Kelch ist nochmals an mir vorüber-, die Temperatur runter- und der Blutdruck raufgegangen. Hurra! So nütze ich das schöne Wetter von heute zu einer Fahrt nach Santana. Für die Hinfahrt wähle ich den "direkten" Weg. Sollte ja nicht so schwierig sein, einfach Richtung Norden zu fahren. Schliesslich habe ich einen recht guten Orientierungssinn. Ich mache die Rechnung ohne den Wirt. In dieser zerklüfteten Küsten- und Bergregion mit ihren vielen Seiten- und Nebentälern kann man die Orientierung schnell verlieren. Vor allem auf den engen, kurvigen Strassen, wo es rauf und runter, links und rechts geht. Mit den vielen Abzweigungen. Wo wenig bis gar nichts angeschrieben ist. Und die Strassenkarte habe ich in meinem Leichtsinn auch noch zuhause liegen lassen. Wie ich dann vor einer Tunnel-Einfahrt ankomme, vor der ich etwa 10 Minuten vorher schon mal stand, halte ich an und ziehe mein Handy zu Rate. Denn dieses verfügt ja über ein Navigationsgerät. Mit dessen Hilfe finde ich schliesslich problemlos ans Ziel. Statt 1std dauert so die Fahrt einfach gut 1 1/2std. Wenigstens hat das viele Kurvenfahren Spass gemacht.
Santana ist berühmt für seine "Casas do Colmo". Bunte, strohgedeckte "Nurdach"-Häuser. Für hier seit dem 16.Jhdt. typisch. In ihrer ursprünglichen Grösse. Also für eine ganze Familie klein. Im Grunde genommen ein etwas grösseres Hauszelt. Wie wenig Platz sie boten, kann man besichtigen. Anschliessend trinke ich im nahegelegenen Café eine Bica. Und schlage mich das erste Mal nur auf Portugiesisch durch. Mit stolz geschwellter Brust mache ich mich auf den Rückweg. Diesmal über die Schnellstrasse. Trotz Umweg der Küste entlang über Machico brauche ich dafür nur gerade 1/2std.
Zuhause angelangt fallen mir im Garten die gerade aufgegangenen, wunderschönen weissen Kamelien auf.
PS. Gestern und heute hat das Café do Garajão schon um 8 Uhr geöffnet. Unter der Woche leider erst um 12. So trinken Töger und ich am Wochenende - wie jetzt - unsere Bica meist hier. Dabei habe ich Gelegenheit, mich mit Susana auszutauschen. Und stelle halt einfach wieder fest, was ich eigentlich schon weiss. Susanas Wünsche sind hoch gesteckt. Ihren Beitrag dazu sieht sie aber eher klein. Mir bliebe da nur der Gegenpart. Nämlich viel einbringen zu müssen und wenig erwarten zu können. Trübe Aussichten. Nicht gerade vielversprechend und attraktiv. Ich entscheide mich endgültig, in Zukunft keinen aktiven Teil mehr in dieser Beziehung zu spielen.