14 Jan
14Jan

Gestern wechselte das Wetter. Auf blauen Himmel, Sonne, Wärme. Und ich sass den ganzen Tag als "Spiess" in einer ZOOM-Konferenz der Uni Zürich. Tat mir in der Seele weh. Auch wenn die Patienten-Schauspielerei ein voller Erfolg war. Glücklicherweise sagt nun die Wetter-Vorschau für eine ganze Woche strahlende Sonne und 20 Grad voraus. Was zumindest heute zutrifft.

Bevor ich mich aber wie ein trockener Schwamm auf die Terrasse setzen und Sonne aufsaugen kann, liegen noch ein paar Dinge an. Da die Börse gerade in meinem Sinne läuft (was jetzt längere Zeit nicht so war), muss ich dringend meinen Bankberater anrufen. Es gilt, einiges in meinem Portfolio gerade zu stellen. Wofür es verschiedener Entscheidungen bedarf. Danach habe ich mich in der Stadt mit Töger zum Kaffee verabredet. Es ist ja wieder warm genug, um draussen zu sitzen. Einziges Problem: die direkte Zufahrtsstrasse zur Stadt wird (endlich!) ausgebessert. Was mich zu einem Umweg über unbekannte Hintergässchen zwingt. Und natürlich Zeit braucht. So komme ich halt zu spät. Was hier aber keinen gross stört. Töger und Chico sind sowieso schon in grosse Diskussionen mit anderen Café-Besuchern vertieft. Liane - die aufmerksame Serviererin - stellt mir unaufgefordert und ohne grosse Worte meinen Espresso mit einem Glas Wasser hin. Ganz offensichtlich zähle ich hier schon zu den Stammgästen. Deren Bedürfnisse man kennt. Tut irgendwie gut.

Absolut neu lasse ich mich vom Mittagsmenu des Cafés verführen. Fleisch von der Lammkeule mit gebratenen Kartoffeln und gemischtem Gemüse. Für 7 Euro packen die mir einen Teller zum Mitnehmen ein. Schliesslich bietet hier praktisch jedes Café auch Take-away an. Auf dem Heimweg (sprich Weg zum Parkhaus) kaufe ich noch im Supermarkt ein. Wichtig: eine schwarze Druckerpatrone. Denn diese ist bereits aufgebraucht. Nebst all dem, was ich auf die Liste geschrieben habe, wage ich mich auch mal an die Tomates Ingles. Auch Tamarillos genannt. Ein Nachtschattengewächs aus Südamerika, das bei uns wenig bekannt ist. Und bei dem niemand so richtig Stellung bezieht, ob es denn eher Frucht oder doch Gemüse sei. Optisch erinnert es sicher an Tomaten. Vom Geschmack her aber einerseits mehr an eine Frucht (süssliches Inneres), anderseits an Peperoncini (scharfe feste Haut). Ungewohnt. Aber interessant.

Jetzt geht es endlich auf die Terrasse. Ins Sonnenbad. Sowie zum Mittagsteller. Zu dem ich noch einen Rest-Schluck Rotwein beisteuern kann. Die Menge auf dem Teller erschreckt mich fast. Wie können die nur so ein Angebot zu diesem kleinen Preis machen? Mehr noch: Wie soll ich all das essen? Ich schaffe es. Bis zum letzten Bissen. Es schmeckt einfach. Wenn auch nicht ganz so gut wie die Keule in Tögers Sylvester-Menu.

Nach einem Espresso und Cigarillo schaue ich auf die Uhr. Fast schon 4 Uhr! Mein Gott, wo ist nur all diese Zeit geblieben? Jetzt aber schnell Hamol-Stellung und Wärme tanken. Beim Aufbau des Liegestuhls fallen mir vertrocknete Blätter des Geldbaumes auf. Offensichtlich kristallisieren in diesen Fettblättern beim Austrocknen Mineralien. Denn sie glitzern richtiggehend im Schein der Sonne. Wie besetzt mit kleinen Brillanten.

Bad News kommen nur von der Corona-Front. Endlich sind nämlich wieder genauere sowie belastbare Daten verfügbar. Die über die Weihnachts- und Neujahrs-Zeit irgendwie abhanden kamen. Und leider sieht es auch in Madeira schlimmer aus als gedacht. Die Folgen des Touristen-Ansturms - vor allem solchen aus England - sowie der "Festtags-Freiheiten" sind steil ansteigende Kurven. Vor allem in den ersten 10 Tagen des Januars. Danach flachen sie glücklicherweise wieder ab. Das Durchgreifen der Behörden (konsequentes Testen und Tracking, Vorschriften für Quarantäne und Isolation, Masken-Tragpflicht im öffentlichen Raum, nächtliche Ausgangssperren, kürzere Laden-Öffnungszeiten) stabilisiert die Inzidenz-Zahlen. Wenn auch auf deutlich höherem Niveau als zuvor (ca. 150 Neuinfektionen pro Woche und 100'000 Einwohnern). Und schürt eine neue Angst vor der Zukunft: Was passiert mit uns, wenn zwar die Bevölkerung gesund, dafür die Wirtschaft schwer krank werden sollte?


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